Der Herrscher des Himmels
Bereits in den ersten Legenden zur Weltentstehung finden sich zahlreiche Götter, die bis heute verehrt werden. So formte die Göttin Nüwa, die heute für Ehevermittlung steht, den Menschen aus Lehm, während die Göttin Xihe zehn Söhne gebar, welche mit ihrer Strahlkraft die Erde zu verbrennen drohten. Der tapfere Bogenschütze Houyi jedoch schoss neun der zehn Sonnen ab, sodass das Klima auf der Erde wieder angenehm wurde. Ein Wassergott sorgte in Gestalt eines Drachen immer wieder für Überschwemmungen und musste ebenfalls gebändigt werden. Über all diesen Göttern und Fabelwesen jedoch saß der Himmels- bzw. Jadekaiser und wachte über sein Reich. Er ist für das Gleichgewicht im Universum verantwortlich, stellt Regeln und Gesetze auf, an die sich alle, Götter wie Menschen halten müssen und gibt der Welt eine Struktur. Auch wenn die Rolle des Jadekaisers in diversen Mythen und Geschichten recht passiv zu sein scheint, so nimmt er doch den wichtigsten Platz im Kosmos ein. Zudem kommt ihm die Aufgabe zu, den Kaiser auf der Erde zu bestimmen, denn anders als in westlichen Königreichen, wo sich Herrschaft über das Geburtsrecht legitimiert, erhalten die Kaiser Chinas stets das Mandat des Himmels, wobei der Himmel als über allem stehende Gottheit zu betrachten ist. Führte ein Kaiser während seiner Amtszeit den Willen des Himmels nicht aus, so wurde er mit Naturkatastrophen und schlechter Ernte betraft. Eine Nichterfüllung des Mandats des Himmels legimitierte zudem einen Herrscherwechsel. Dies ist die Grundlage für das System der Dynastien Chinas, die, ohne Verwandtschaft aufzuweisen, jeweils als legitime Herrscher des Reiches angesehen wurden.